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"Unser Investmentansatz kennt keine Angst"
Erscheinungsdatum:
29. September 2021
- Fondsauflage
- Publikumsfonds

ChampionsNews: Viele Anleger haben Vertrauen in die amerikanische Volkswirtschaft, jedoch ist ihnen der US-Aktienmarkt schlicht zu teuer. Sie verweisen darauf, dass beispielsweise das durchschnittliche KGV in den USA deutlich höher ist als am europäischen Aktienmarkt. Was sagen Sie diesen Anlegern?
Dr. Christian Funke: Wesentlicher Grund für diesen Unterschied ist die hohe Bewertung der Technologiewerte und deren unterschiedliche Bedeutung an beiden Märkten. Der US-Aktienmarkt besteht zu circa 50 Prozent aus Werten der Technologiebörse NASDAQ. In Europa ist der Anteil der Technologiewerte in den großen Indices viel kleiner und liegt bei etwa 20 Prozent. Die hohe Bewertung der Technologiewerte treibt die Bewertung des Gesamtmarktes in den USA viel stärker nach oben als in Europa. Wenn Sie sich hingegen die Bewertung klassischer Konsumgüter- oder Industriewerte anschauen, so finden Sie keine großen Unterschiede. US-Value-Aktien sind nicht signifikant anders bewertet als vergleichbare europäische Titel.
Damit wären wir direkt bei den Value-Aktien – Ihrem Anlagethema. Sie managen seit mehr als zehn Jahren einen US-Value-Fonds, den S4A US Long (ISIN DE000A112T67 (AK I) / DE000A1H6HH3 (AK R)). Ihr Fonds konnte sich sowohl 2019 als auch 2020 ganz vorne in seiner Morningstar-Peergroup „Aktien USA Standardwerte Value“ platzieren. Was machen Sie anders als andere Value-Fondsmanager?
Das Erfolgsgeheimnis unseres S4A US Long liegt darin, dass er auf klaren Anlageregeln basiert, die konsequent aus der wissenschaftlichen Forschung abgeleitet werden. Die Ergebnisse der Kapitalmarktforschung zeigen, dass für eine erfolgreiche Auswahl von Value-Aktien insbesondere das Zusammenspiel mit anderen Faktoren wichtig ist: Es existiert ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Bewertungsniveau einerseits und der historischen Kursentwicklung sowie dem Risiko andererseits. Niedrig bewertete Value-Titel sind häufig „Verlierer-Aktien“ und weisen in der Regel deutlich höhere Risiken auf als die Benchmark. Die Kapitalmarktforschung zeigt, dass sowohl „Verlierer-Aktien“ als auch riskante Aktien nur unter bestimmten Umständen gehalten werden sollten. Nämlich nur dann, wenn das Marktsentiment sehr negativ ist, also die Angst der Investoren sehr hoch. Nur dann bekommt man gemäß den Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung eine signifikante Prämie für diese Aktien. In normalen Zeiten weisen diese Werte eher eine Underperformance auf. Für ein erfolgreiches Fondsmanagement ist es notwendig, den Zusammenhang zwischen Bewertungsniveau einerseits und historischer Kursentwicklung sowie Risiko andererseits aufzubrechen. Dies geschieht, indem wir sehr riskante Value-Titel beziehungsweise „Verlierer-Aktien“ systematisch im Portfolio unberücksichtigt lassen. Wichtige Ausnahme sind allerdings Phasen mit sehr negativem Marktsentiment.
Wie gehen Sie hier genau vor?
Immer wenn die Angst im Markt sehr hoch ist, gewichten wir riskante beziehungsweise „Verlierer-Aktien“ über, um von einer Normalisierung des Marktsentiments und der entsprechenden Kurserholung profitieren zu können.
War das auch der Grund für die sehr gute Performance der letzten Jahre?
In der Tat. Exemplarisch können Sie dies an der Corona-Krise im Frühling 2020 und am Marktrückschlag durch den amerikanisch-chinesischen Handelskrieg im Herbst 2018 sehen. Die dem Marktsentiment entgegengesetzte Risikoausrichtung hat dazu geführt, dass wir uns in beiden Krisen der Angst der Investoren entgegengestellt und konsequent riskantere Titel übergewichtet haben. Wir konnten nach der Krise dann jeweils stark von der Normalisierung des Marktsentiments profitieren, da die riskanten Aktien anschließend jeweils eine deutliche Erholungsrallye erlebt haben. Mit unserer dynamischen Interpretation des Value-Ansatzes war der S4A US Long laut der Rating-Agentur Morningstar in den Jahren 2019 und 2020 in der Kategorie "Aktien USA Standardwerte Value" jeweils der beste Fonds.
Es hört sich fast so an, als hätten Sie in der Krise im März 2020 in ein fallendes Messer gegriffen?
Absolut: Im März 2020 haben wir antizyklisch agiert und viele defensive Aktien wie Pfizer, Kellogg oder Verizon verkauft. Dafür haben wir damals Titel wie Citigroup, Boeing oder die Hotelkette MGM in unser Portfolio aufgenommen. Das ist genau der Vorteil eines systematischen, regelbasierten Investmentansatzes: Er kennt keine Angst.
*(Stand: 08/21)