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Investitionen abseits des Mainstreams: Anleihen aus Frontier-Märkten
Erscheinungsdatum:
23. Mai 2022
- Publikumsfonds
- Fondsauflage

Mit Anleihen können Anleger kaum noch attraktive Renditen erzielen. Diese Aussage trifft auf Treasuries oder Bundesanleihen oft zu, aber nicht auf Anleihen aus Schwellenländer- und Frontier-Märkten. Genau dort investieren der Portfolio Manager und Leiter des Emerging-Market-Debt-Teams, Henrik Paldynski, und sein Team von Aktia Asset Management. Die finnische Investmentboutique verwaltet rund drei Milliarden Euro in Schwellen-länderanleihen und investiert beispielsweise in Uganda oder Usbekistan. Im Gespräch mit Tim Habicht von der Nachrichten-Plattform Fundview erklärt Henrik Paldynski, welchen Mehrwert er mit seiner Strategie in einem Umfeld historisch niedriger Zinsen liefert, warum das Risiko trotz Investments in Frontier-Märkten moderat ist und welche Rolle ESG-Faktoren für seine Strategie spielen.
Herr Paldynski, Sie verantworten unter anderem den UI - Aktia EM Frontier Bond+, einen Teilfonds der UI SICAV. Welche Investmentphilosophie verfolgen Sie für diesen Fonds und generell bei Aktia Asset Management?
Henrik Paldynski: Wir haben insgesamt ein sehr großes Investmentuniversum, das derzeit aus über 140 Ländern besteht und Schwellenländer sowie Frontier-Märkte beinhaltet. Alle Länder und Märkte analysieren wir mit unseren eigenen quantitativen Research-Modellen. Dabei berück-sichtigen wir nicht nur die aktuelle Situation oder fundamentale Daten der jeweiligen Märkte, sondern legen einen besonderen Fokus auf Trends. Selbst wenn sich einige Indikatoren auf einem niedrigen Niveau befinden, lässt sich manchmal ein positiver Trend feststellen. Und genau hier wollen wir investieren: in Länder, die sich verbessern, weiterentwickeln und einen positiven Trend zeigen. Zusätzlich sollten sich auch ESG-Faktoren, die ein wichtiger Bestandteil unserer Analyse und unserer Strategien sind, verbessern. Das ist der Kern unserer Investmentphilosophie. Neben der quantitativen Analyse nehmen wir auch eine qualitative Analyse vor. Insofern kombinieren wir einen systematischen und einen diskretionären Ansatz für unsere Strategien, mit dem Ziel, den größten Mehrwert für unsere Investoren zu erzielen.
Wieso ist der qualitative Ansatz neben der quantitativen Analyse so wichtig?
Teilweise verändern sich fundamentale Daten nur sehr langsam und schwerfällig. Zudem lassen sich konkrete Maßnahmen, wie Reformen, nicht unmittelbar in den Daten ablesen. Denn Reformen in Schwellenländern benötigen immer eine gewisse Zeit, bis sie einen Impact erzielen und die Daten das dann entsprechend abbilden. Wendepunkte in Schwellenländern oder Frontier-Märkten sind oft politisch getrieben und lassen sich nicht unmittelbar in den jeweiligen Daten finden. Deshalb ist die qualitative Analyse so wichtig.
Und diese Analyse ist in Nischenmärkten wie Kenia oder Uganda vermutlich umso entscheidender?
Das stimmt. Die Länder, in die wir investieren, lassen sich getrost als Nebenwerte im Anleihebereich bezeichnen – Mexiko und Brasilien hingegen ließen sich als Large Caps klassifizieren. Aber genau wie bei Nebenwerten auf der Aktienseite stellen wir fest, dass in Frontier-Märkten auch im Anleihebereich recht wenig Research vorhanden ist. Das heißt, wir können durch unsere Analyse und unsere Expertise einen echten Mehrwert generieren, der im aktuellen Zinsumfeld für jedes Portfolio attraktiv sein kann. Denn in Schwellenländern und Frontier-Märkten lassen sich noch attraktive Renditen mit Anleihen erwirtschaften (Übersicht mit verbundenen Verlustrisiken siehe letzte Seite des universal select Magazins). Wir erzielten für unser Portfolio beispielsweise mit einer relativ kurzen Duration von knapp über zwei Jahren eine durchschnittliche Rendite bis zur Fälligkeit von 14,6 Prozent (Monatsultimo April 2022). Zudem sind Anleihen aus Frontier-Märkten deutlich weniger zu an-deren Asset-Klassen korreliert, weil weniger internationale Gelder dort investiert und die Treiber häufig lokaler Natur sind.
Tauchen wir tiefer in die Strategie des UI - Aktia EM Frontier Bond+ ein. In Ihrem Investmentprozess ist ein Ampelsystem integriert. Warum?
Unser gesamtes Investmentuniversum ist in diesem Ampelsystem verankert. Wir differenzieren zwischen drei Arten von Ländern: Länder, in die wir per se nicht investieren, Länder, in die wir investieren möchten, aber nicht gewillt sind, die Regierung zu finanzieren, und solche, in die wir bedenkenlos investieren können. Erst nachdem wir potenzielle Investments aus fundamentaler Sicht als geeignet eingestuft haben, wobei wirtschaftliche und ESG-Aspekte berücksichtigt werden, analysieren wir die Bewertungen gründlich. Aber natürlich kann sich die Ampelfarbe ändern, zum Beispiel wenn sich die politische Situation verändert. Dann passen wir entsprechend unsere Positionen in diesen Ländern an. Auf unserer roten Liste steht beispielsweise die Türkei. Wir sind schon seit Jahren nicht mehr bereit, die türkische und die russische Regierung zu finanzieren. Alle Investitionen in Russland wurden 2022 auf die schwarze Liste gesetzt.
Und wie stellen Sie das Portfolio dann konkret zusammen?
Das Portfolio besteht aus Länder- und Währungsinvestments und meidet komplexe Anlageinstrumente. Deswegen besteht unser Portfolio aus Staatspapieren, T-Bills, inflations-indexierten Anleihen, Anleihen, die von AAA-bewerteten Entwicklungsfinanzierungsinstituten ausgegeben werden, und FX-Derivaten. Entwicklungsfinanzierungsinstitute spielen eine wichtige Rolle für unser Portfolio, denn sie investieren beispielsweise in Mikrofinanz, SME-Kredite und Infrastruktur-Projekte in den jeweiligen Ländern. Durch gezielte Investments in solche Anleihen können wir guten Gewissens in einem Land investieren und dieses damit unterstützen, ohne Geld in die Hände einer möglicherweise kritisch zu betrachtenden Regierung zu geben. Wichtig ist, dass bei uns stets die Länder und die jeweiligen Makrorisiken im Vordergrund stehen. Die Selektion der Instrumente und die Analyse der Bewertungen folgen als nächster Schritt.
Sie investieren auch mit Derivaten in lokale Währungen. Welchen Mehrwert generieren Sie hierbei für das Portfolio?
Der FX-Derivate-Bereich ist der liquideste des Portfolios. Zudem können wir durch die Währungsderivate von der wirtschaftlichen Entwicklung in Ländern profitieren, in die wir aufgrund der aktuell amtierenden Regierung nicht direkt investieren wollen. Dabei unterscheidet sich der Markt für lokale Währungen komplett von dem für Hartwährungen. Hartwährungen sind eher mit den großen Marktbewegungen korreliert und auch abhängiger vom generellen Marktsentiment. Lokale Währungen sind hingegen eher durch lokale Investoren, lokale Inflation und lokale Wachstumsaussichten getrieben. Insofern sind lokale Währungen eine sehr attraktive Diversifikation für das Portfolio, auch im Hinblick auf die Gesamtportfoliokonstruktion. Zusätzlich sind die Renditen bei lokalen Währungen – allen voran in Frontier-Märkten – natürlich zweifelsfrei attraktiver.
Im UI - Aktia EM Frontier Bond+ allokieren Sie beispielsweise in die Währungen von Ägypten, Kenia oder Uganda. Wie managen Sie das Risiko und die Volatilität dieser Währungen?
Wichtig ist, dass wir die Währungsseite diversifizieren. Aktuell haben wir rund 30 unterschiedliche Währungen in unserem Portfolio. Je weniger liquide eine Währung ist, umso kleiner ist die Position in unserem Portfolio. Dabei spielen auch die Stabilität der jeweiligen Notenbank oder die historische Volatilität der Währungen eine Rolle. Letzten Endes gehen wir aber keine Wetten auf einzelne Währungen oder deren Entwicklung ein. Es geht vielmehr darum, dass das vorhandene Risiko beziehungsweise die vorhandene Volatilität mit einer entsprechenden Rendite kompensiert wird. Wichtig für unser Risikomanagement ist dabei nicht nur, dass wir die wirtschaftlichen und fundamentalen Daten analysieren, sondern auch auf die politischen, sozialen und ökologischen Risiken des Landes schauen und diese in unsere Analyse einbeziehen. Insofern sind ESG-Faktoren hier sehr wichtig für uns.
Wo sind Sie aktuell in Ihrem Fonds positioniert und wo sehen Sie die größten Investmentchancen?
Im vergangenen Jahr haben wir in Uganda und Usbekistan am meisten Exposure aufgebaut. Als wir unsere Position in Uganda vergrößert haben, waren dort nur sehr wenige ausländische Investoren allokiert. Die Zinsen waren zudem sehr attraktiv, und wir erwarten für Uganda in den kommenden Jahren ein starkes Wirtschaftswachstum. Außer-dem ist die Inflation in Uganda derzeit sehr stabil und zu-gleich attraktiv – vor allem im Hinblick auf die steigende Inflation in Europa und den USA. Zudem haben sich die politischen Risiken in Uganda nach der Wahl im vergangenen Jahr deutlich reduziert.
Und warum ist Usbekistan so interessant?
Wir haben einen sehr guten Kontakt zu den lokalen Behörden in Usbekistan und sind bezüglich der Entwicklung des Landes sehr positiv gestimmt. Unser Investment in Usbekistan ist vor allem im Hinblick auf eine Reformgeschichte interessant. Bis 2016 waren das Land und die Wirtschaft dort insgesamt sehr verschlossen gegenüber ausländischen Investoren. Das hat sich geändert, und Usbekistan öffnet sich immer weiter. Aktuell werden besonders viele soziale und wirtschaftliche Reformen geplant und umgesetzt, unter anderem gemeinsam mit internationalen Finanzinstituten. Die Behörden des Landes sind gewillt, von den Erfahrungen anderer Länder bei diesem Reformprozess zu lernen, was sich sehr positiv auswirkt.
Kommen wir auf Ihr Investmentteam zu sprechen: Im Frühjahr 2021 wechselten Teile des Emerging-Markets-Debt-Teams bei Aktia. Sie sind der neue Leiter des EMD-Teams. Beeinflussen diese Veränderungen die Anlagestrategie oder den Anlageprozess?
Über die Veränderungen im Investmentteam haben wir natürlich viel mit bestehenden und neuen Investoren gesprochen. Zentral ist, dass sich nichts am Investmentprozess oder der Investmentphilosophie verändert hat. Zudem sind viele Portfolio Manager des aktuellen Emerging-Markets-Debt-Teams bereits jahrelang bei Aktia beschäftigt. Ich bin beispielsweise seit April 2009 bei Aktia Asset Management tätig. Und die Performance in den ersten neun Monaten nach den Teamveränderungen spricht für sich: Wir haben in diesen neun Monaten die höchste Outperformance und die beste Sharpe Ratio seit Bestehen der Strategie erzielt. Manchmal ist es nicht verkehrt, neue Ideen und Denkweisen zu integrieren. Zudem entwickeln wir unsere Strategie natürlich fortlaufend weiter und verbessern sie gezielt, um auch in Zukunft so erfolgreich zu sein wie derzeit.
Zurzeit richten vor allem viele Aktienfonds ihren Fokus auf das Thema ESG. Sie haben bereits erwähnt, dass dies auch für Ihre Strategie wichtig ist. Wie implementieren Sie ESG-Faktoren in Ihrer Strategie?
Natürlich macht es einen Unterschied, ob man ESG-Kriterien auf Landesebene von Schwellenländern oder Frontier-Märkten anwendet oder auf Unternehmensebene, zum Beispiel bei US-Aktien und europäischen Werten. Als langfristiger Investor liegt es für uns auf der Hand, dass wir die Faktoren Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Staatsführung in die Analyse einbeziehen. Das ist für unsere Strategie der Kern der fundamentalen Analyse.
Bei Frontier-Märkten ist aktuell allerdings die Verfügbarkeit von ESG-Daten eine Herausforderung. Deswegen fokussieren wir uns diesbezüglich in unserem Investmentprozess auf unsere eigenen quantitativen Auswertungen. Allerdings sehen wir auch hier, dass sich die Datenlage verbessert und auch Schwellenländer und Frontier-Märkte in der ESG-Berichterstattung stetig transparenter werden; natürlich auch, weil sie immer besser verstehen, dass dies für viele ausländische Investoren inzwischen zur Grundvoraussetzung eines Investments geworden ist. Ägypten und Usbekistan haben beispielsweise inzwischen Green Bonds oder Bonds mit Nachhaltigkeitszielen emittiert.
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